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Afrika 1994
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Mitte der neunziger Jahre war eine Afrikatour der Traum eines jeden Endurofahrers. Im August 1994 war es dann soweit, wir flogen nach Kenia, wo wir in Mombasa mehrere Tage auf unsere Motorräder warten mussten. Selbst mit reichlich Bakschisch gelang es uns nicht, den Container früher loszueisen. Aber in Afrika gehen die Uhren eben anders und nur Europäer haben es eilig – „Africa wins again“. Unser enger Zeitplan war damit aber über den Haufen geworfen, die drei Tage fehlten später als Ruhetage.

 

Da die Motorräder auf einem Jeep auf der Ladefläche waren, mussten sie einzeln heruntergehoben werden. Mit der leichten Nixe kein Problem.

Bei jedem Halt waren wir sofort von einer größeren Kindermenge umgeben – Probleme hatten wir nie, wir haben uns allerdings von den großen Städten ferngehalten, in denen die Kriminalitätsrate sehr hoch ist.

In der Küstenebene von Tansania war das Klima noch tropisch-feucht, so dass wir sogar die Regenhosen auspacken mussten – zum ersten und einzigen Mal auf der ganzen Reise.

Nach einen Pflicht-rundflug um den Kilimandscharo (für eine Besteigung hatte die Zeit nicht gereicht, sie wäre aber auch nicht ganz ungefährlich gewesen, weil niemand von uns wusste, ob er höhenkrank wird) ging es dann auf die sehr trockene Hochebene Tansanias.

Die Pisten in Kenia und Tansania waren größtenteils gut zu befahren, die an manchen Stellen auftretenden Sand oder FeshFesh Felder mussten mit Schwung überwunden werden.

Nach 2 Wochen ohne Ruhetag erreichten wir den See Malawi, einen riesigen Süßwassersee am gleichnamigen Staat gelegen. Die Frauen in unserer Gruppe mussten übrigens an der Grenze Röcke über die Motorradhosen ziehen – aus Gründen der Moral ;-) Am See wollten wir einen Tag lang einfach mal nichts tun und nur ausruhen – da kam ein Einheimischer daher und fragte, ob wir nicht Lust hätten, „Hippos“ zu sehen, er könnte uns hinfahren, würde nur 2 Stunden dauern. Klar, warum nicht, den Rest des Tages hätten wir ja immer noch frei … also fuhren wir um 8 Uhr morgens los, um die Hitze ab 10 Uhr zu vermeiden. Das der Motor des kleinen Bootes nicht anspringen wollte, hätte uns eine Warnung sein sollen - unterwegs setzte dann der Motor des öfteren aus und musste langwierig repariert werden – bis uns dann nach 4 (!) Stunden in der Ferne kaum erkennbare Punkte als Hippos gezeigt wurden. Näher könne er nicht ranfahren, die Hippos hätten Junge und wären deswegen gefährlich –das hat der Schlawiner natürlich vorher nicht gesagt. Die Rückfahrt in der glühenden Sonne wurde zur Hölle – niemand hatte an Mützen, genügend Wasser oder Sonnenmilch gedacht, wir wollten ja bis um 10 Uhr wieder zurück sein. Als wir gegen 16Uhr mit Sonnenbrand und dehydriert wieder unseren Campingplatz erreichten, waren wir restlos bedient. Ein Bad im See, der übrigens als eins der weniger afrikanischen Gewässer billharziosefrei (lebensgefährliche Wurmkrankheit) ist und in dem man also relativ gefahrlos baden kann, und vor allem ein frischer Fisch aus dem See entschädigten uns aber für diesen „Ruhe“- Tag.

Und weiter ging’s – an die Menschenaufläufe bei jedem Stopp hatten wir uns schon gewöhnt. Dieses Bild habe ich übrigens 1999 im Vorgänger des Domiforums eingestellt.

Der Zeitplan blieb weiter unser Feind - dadurch mußten wir oft bis spät in die Dunkelheit fahren, da es im August (Winter auf der Südhalbkugel) früh dunkel wird. Unvergeßlich die Sonnenuntergänge, deren rötliche Farbe aber wenig prosaisch von dem feinen Staub verursacht werden.

Wer einmal nach Dodoma ins Kebab Centre geht, sollte das Chicken schisch kebab meiden – Montezumas Rache auf dem Motorrad ist kein Spaß ;-). Ansonsten blieben aber alle gesund – wichtig ist, in Kneipen kein Wasser zu trinken und auch keinen Salat zu essen (könnte mit verunreinigtem Wasser gewaschen sein). Und was mir jetzt erst auffällt: anscheinend hat sich meine Domi dort mit Gremlins infiziert, die dann später den Zylinderkopfschaden verursacht haben ;-)

Später sollten dann aber alle noch ordentlich Wasser schlucken, während einer Rafting Tour auf dem Sambesi. Die 27km auf dem Sambesi ab Victoria Falls gelten als eine der schwierigsten Strecken der Welt, auf einer Scala von 1 bis 6 erreicht sie 5 (wobei 6 als unfahrbar gilt, mehr infos hier ). Trotz Tourguide kenterte auch unser Schlauchboot, anschließend sehnten sich alle nach den trockenen Pisten zurück ;-).

Einer der absoluten Tiefpunkte der ganzen Reise: an einem "Hotel" angekommen, hatten wir uns ob des Zustands der Zimmer entschlossen, lieber im Garten zu zelten. Nachts kam ein Sturm auf, zwei Zelten brachen zusammen, auch der Rest konnte wegen des Toben des Sturms kaum ein Auge zumachen. Am nächsten Morgen wollten dann alle nur in Ruhe einen Kaffee trinken, wie üblich deckten wir den Tapeziertisch zum Frühstück. Als es dann allen Ernstes auch noch an zu regnen anfing, wollten wir den Tisch schnell noch unter eine Überdachung stellen - dabei brach das Miststück durch. Die Flüche waren nicht druckreif ;-).

In Namibia wurden die Pisten sandiger und mußten mit ordentlich Zug am Hinterrad und mindestens 60-70 km/h befahren werden. Unsere Nixe hingegen blieb immer beherrschbar, dank des White Power Federbeins.

Die weisse NX250 mit orginal Federbein wurde bei diesen Geschwindigkeiten schon sehr nervös, was unserem Bekannten auf der zum Verhängnis wurde. In den Spurrillen schaukelte sich die NX mit dem Serienfederbein unbeherrschbar auf, was schließlich zum Sturz führte. Mit einem Schlüsselbeinbruch gings noch relativ glimpflich aus, die Tour war aber für ihn zu Ende.

Im etoscha Nationalpark hatten die Motorräder erstmal Pause - eigentlich hätten mit ihnen nicht mal reinfahren dürfen, wegen der Löwen war das befahren nur mit geschlossenen Autos erlaubt. Weil aber unser Jeep nur für die 5 Frauen Platz hatte, mußten die Männer auf der ladefläche mitfahren - ein mulmiges Gefühl blieb aber, grosskatzen in nur wenigen 100m entfernung beim fressen zuzusehen.

Höhe- und Endpunkt der Reise: die „Düne 7“ in Namibia, die tatsächlich so heißt - die ordentlichen Deutschen hatten während ihrer Kolonialzeit die Dünen durchnummeriert.

Auch hier kam die Nixe (fast) überall hoch und durch, hier gerade beim Einparken. Da der Seitenständer im Sand keinen Halt findet, gibt’s nur eine Möglichkeit: anhalten, im ersten Gang Vollgas geben, steht.Kleiner Tip für Nachmacher: nur bergab anhalten ;-) .

Rückblickend betrachtet hatte sich die NX250 auf diesen 7000km hervorragend bewährt. Der Verbrauch blieb meistens bei knapp über 3l, was für knapp 300km reichte. Die Domi hatte fast das doppelte gebraucht – bei gleichen Durchschnittsgeschwindigkeiten. Der Ölverbrauch war nicht messbar und außer einer verlorenen Auspuffschraube gab’s auch keinerlei Defekte an der Nixe. Daher würde ich heute eher mit der 250er eine solche Tour machen.

Leider wird das ein Traum bleiben, viele der bereisten Länder sind inzwischen durch politische Umwälzungen so destabilisiert worden, das Überlandtouren mit einem erheblichem Risiko verbunden wären. Simbabwe zum Beispiel war damals eins der wenigen Länder mit Lebensmittelüberschuß - nachdem hier die weißen Großgrundbesitzer verjagt oder zum Teil gleich ermordet wurden, begann auch hier der Niedergang der Wirtschaft und das große Hungern der Bevölkerung.

So bleibt nur die Erinnerung an freundliche Menschen, großartige Landschaften und die Stille der afrikanischen Savanne – und natürlich die NX250, bei der sich an versteckten rahmenstellen immer noch der puderfeine, rötliche FeshFesh Sand findet. Was auch der Grund ist, warum ich es bis heute nicht übers Herz gebracht habe, dem Rahmen strahlen und neulackieren zu lassen (was er dringend nötig hätte).

Denn im Gegensatz zu meiner NX650, die kurz nach der Rückkehr aus Afrika mit Ventilsitzschaden von mir beleidigt in die Scheune geschoben wurde (und 5 Jahre nicht mehr angeschaut wurde), ist die NX250 bis heute als Alltagsfahrzeug im Einsatz.

 

 

©www.nx250.de